07/08/2014

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Coaching – ein Gespräch unter Freunden?

Als ich anfing mich mit dem Gedanken Coaching auseinanderzusetzen, geschah das nach Jahren intensiver “Beratungs-Tätigkeit”…in meinem Freundeskreis.

Ich gehöre zu den Menschen, die oft und gerne um Rat gefragt werden – in jeder Lebenslage. Seien es Lebenskrisen, Beziehungskrisen, Trennungen, Auftrittsängste, Reden schreiben und halten, Erziehungsfragen, den richtigen Partner finden, Kontakte herstellen, usw….

Mir wird Klarheit zugeordnet und Kompetenz aufgrund meines Lebensweges und meiner Präsenz.

Das ist toll und hinterlässt in mir tiefe Freude und Dankbarkeit, so angenommen zu werden! Wieso hatte ich aber immer wieder das Gefühl, dass meine Rat-“Schläge” zwar gerne gehört, aber äußerst selten umgesetzt wurden? Wieso verbrachte ich Stunden, Tage und Wochen in intensivsten Gesprächen, die weniger zu Verhaltensänderungen führten als vielmehr zu erneuten Gesprächen? Lag das an der Unfähigkeit meiner Freunde und Bekannten oder an meiner eigenen?  Je mehr ich mich mit dem Thema “Beratung” beschäftigte, desto mehr dämmerte mir, dass es an mir lag.

Ich war meinen Freunden eine gute Freundin. Ich hörte zu, suchte nach Lösungen. Klärte auf, sagte Ihnen, was ich wahrnahm. Ich sagte meine Meinung, gab meine Erfahrungen mit. Ich war die Lösungs-Finderin. Ich fühlte mich natürlich auch gut, dass ich solch eine Bedeutung im Leben meiner Freunde und Familie einnahm. Ich fühlte mich aber nicht gut mit dem “Ergebnis”. Ich merkte, irgendwas stimmt da nicht auf dem Weg zum Ziel!

Heute – einige Jahre später – muss ich über mich selbst lachen. Ich habe verstanden, warum es so, wie ich es gesehen habe und angegangen bin, nicht funktioniert hat – und auch gar nicht gefragt war…

ICH habe die Lösungen gesucht, ICH habe klargemacht, ICH habe Potenziale erkannt. Leider sollte dies aber der Gesprächspartner tun, denn sonst funktioniert die beste Beratung nicht.

Es geht um die richtigen Fragen, dann finden sich auch die richtigen Antworten. Das ist Coaching.

Der Client soll sein Ziel formulieren, SIE sollen ihre Potenziale erkennen, SIE sollten brennen für Ihre Idee, SIE sollen verstehen, warum bestimmte Wege nicht funktionieren und man sie verlassen darf.

Zusammengefasst: Wenn ich jemandem wirklich weiterbringen will, gebe ich ihm keine Ratschläge.

Ich frage den Gesprächspartner, wohin er möchte, bevor ich ihm gleich meine Lösung anbiete. Erst wenn der Gesprächspartner eine klare Zielvorstellung hat, von dem was gut für ihn ist, kann er sich überhaupt auf den Weg machen, um eine Strategie für sich zu entwickeln. Und auf diesem Weg braucht er dann auch noch gutes Futter, nämlich seine eigenen, persönlichen Ressourcen, die nur er kennt und hervorholen kann.

Mit anderen Worten: Das ist COACHING!

Also ein gänzlich anderes Gespräch als man es mit Freunden führt. Und ein Gespräch, das man nur führt, wenn jemand tatsächlich echte Änderungs-Absicht in sich trägt…

Und doch haben natürlich jene Gespräche unter Freunden, die  nicht einen ausgebildeten Coach benötigen, sondern einfach Wärme, Ehrlichkeit und Zugewandtheit, ihre enorme Wichtigkeit und Berechtigung. Nur habe ich den Fehler gemacht, diese wunderschönen Gespräche mit Coaching zu verwechseln. Und auf ein Ergebnis zu hoffen.

Heute freue ich mich über diese wunderbaren, intimen und nahen Momente in meinem Freundes- und Familienkreis. Gebe Ratschläge als Freundin, wenn sie erwünscht sind (und nur dann!)…

Nur wenn jemand mir sagt:

“Ich brauche doch kein Coaching, ich kann meine Probleme selber lösen oder ich rede mit einem Freund…”

Dann erlaube ich mir zu sagen:Wenn du wirklich vorhast, etwas zu ändern und selber wirksam sein möchtest, dann gönne dir ein Gespräch mit einem Coach, der zu dir passt. Du wirst überrascht sein von deinem eigenen Potenzial und dem Prozess, der in Gang kommt….;)

In diesem Sinne grüße ich all die phantastischen Freunde, ohne die das Leben nur halb so viel wert wäre.

Und all die Potenzial-Pioniere, die sich auch noch gezielt weiterentwickeln (möchten)!

Herzlichst – Dagmar Thiam

* Der besseren Lesart sei geschuldet, dass ich z. B. bei Client nur den männlichen Begriff verwendet habe. Ich beziehe aber ausdrücklich meine Clientinnen mit ein.

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